geb. Philipp

1. Worin bestand Ihr berufliches Ziel in der Schulzeit und was ist daraus geworden?
Lange habe ich nichts gewusst. Dann hab ich mich getraut, von dem Beruf Sängerin zu träumen. Welche Richtung (Klassisch, Jazz/Pop oder Musical) konnte ich noch nicht entscheiden. Ich habe ein bisschen herumprobiert und mich letztendlich für die Klassik entschieden. In den letzten beiden Jahren meines Studiums habe ich mich mehr und mehr der „Alten Musik“ gewidmet.
2. Wie sah bzw. sieht Ihr beruflicher Werdegang nach dem Abitur aus (Ausbildung, Studium, Studiums-/Ausbildungsort, Familienstand …)?
Eine Musicalausbildung in Berlin für 1,5 Jahre. Dann habe ich klassischen Gesang und Gesangspädagogik in Dresden studiert. Im März 2009 habe ich meine Diplomarbeit geschrieben und im Januar 2010 mein Diplomkonzert gesungen. Nun habe ich ein Diplom als Sängerin und eines als Gesangspädagogin. Ich bin dann wieder nach Berlin gezogen, wo ich im Mai meinen ersten Sohn bekommen habe, um den ich mich seitdem natürlich kümmere. Im September habe ich geheiratet und heiße nun Inga Schneider. So langsam fange ich an, mit meiner neuen Identität 🙂 und in meiner neuen Umgebung wieder musikalisch aktiv zu werden. Von Regelmäßigkeit ist aber noch zu träumen, da ich im Moment erst recht selten zum Üben komme.
3. Welche Fähigkeiten erwarben Sie am Gottfried-Arnold-Gymnasium und sind diese heute für Sie hilfreich?
Im Fach Darstellendes Spiel haben wir viele Grundlagenübungen gemacht, die mich in späteren Schauspielunterrichten wieder einholten. Diese Übungen waren meist ausgerichtet auf Wahrnehmung (Raum/Selbst/Miteinander) und Improvisation, also auch Kreativität und Mut zum Ausdruck. In diesem Schulfach wurden meine musikalischen Bühnenerfahrungen durch solche der darstellenden Kunst erweitert. Außerdem wurde in meiner Abiturzeit das Musical „Joseph and the amazing technicolored dreamcoat“ aufgeführt. Dies war eine Erfahrung, die mir viel Selbstvertrauen gegeben hat und vor allem die Lust, auf der Bühne etwas darstellen zu wollen. Vorher habe ich mich sehr gescheut zu spielen (Schauspiel) und habe „nur“ Musik gemacht.
Auch das Fach Deutsch ist zu erwähnen, da ich mich sehr viel mit Texten beschäftige. Die meisten Texte von Liedern sind Gedichte. Diese, aber auch andere Texte zu erfassen und zu interpretieren ist sehr wichtig in meinem Beruf. Außerdem ist es gut, ein einigermaßen umfassendes Wissen über Literatur (wenigstens die deutsche) und ihre Epochen zu haben. Das ist mit der Musikgeschichte recht gut vereinbar.
Und tatsächlich, wer hätte es gedacht, auch Latein war mir im Nachhinein ein sehr nützliches Fach. Viele Texte von Messen, Oratorien und so weiter sind in lateinischer Sprache verfasst. Und man möchte ja schließlich wissen, über was man singt. Außerdem habe ich beim Erlernen von Italienisch und Französisch vieles aus dem Lateinischen herleiten können.
4. Woran erinnern Sie sich besonders gerne?
An die „Joseph“-Zeit. Wirklich erstaunlich, wie viele talentierte und musikbegeisterte Schüler bereit waren, ihre Freizeit für Proben zu opfern. Aber auch an die viele Freizeit, die ich in dem Schulgebäude verbracht habe. Mit verschiedenen Projekten oder Gruppen habe ich dort geübt und geprobt, manchmal bis spät in die Nacht. Da war natürlich längst kein Lehrer mehr da. Ich muss auch sagen, dass wir Herrn Schneider viel zu verdanken haben. Der hat es möglich gemacht, dass wir den Schlüssel der Schule hatten und dass wir oft nicht zum Unterricht kommen brauchten, weil wir musikalisch zu tun hatten.
5. Haben Sie noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Schulkameraden bzw. Lehrern?
Zu sehr wenigen Mitschülern habe ich noch sporadisch Kontakt. Weniger zu denen aus meinem Jahrgang. Durch die Musik und meine Brüder habe ich mehr Zeit mit den Älteren verbracht.
6. Worauf sind Sie besonders stolz?
Auch wenn ich damals noch nicht wusste, was genau ich werden wollte, habe ich doch schon sehr stark Prioritäten gesetzt. Ich habe immer sehr viel mehr für die Musik gemacht als für die Schule.
Außerdem kann ich sagen, dass ich mir meinen bisherigen Weg hart erarbeitet habe. Denn ein Megatalent war ich nicht gerade. Vielmehr hatte ich wirklich viel Freude und war daher sehr motiviert, viel für meinen Traum zu tun. Ich habe auch gelernt, mit Niederlagen umzugehen und daraus Kraft zu schöpfen.
7. Was waren Ihre damaligen Interessen und sind diese bis heute erhalten geblieben?
Geschichte, Biologie und Kunst, aber vor allem Musik und Gesang. Die ersten Drei sind zeitbedingt ziemlich in den Hintergrund gerückt. Dafür hat sich ein großer Drang zum Sprachen lernen und Sprechen (bzw. Singen) entwickelt.
8. Welche Wünsche / Pläne haben Sie für die Zukunft?
Sobald es das Muttersein wieder erlaubt, möchte ich in Berlin loslegen und mir verschiedene Ensembles und Bühnen suchen, mit denen ich Projekte machen kann. Natürlich werde ich dann auch irgendwann wieder touren, aber wegen meiner Familie versuche ich nun die Hauptaktivitäten in meiner Nähe zu haben. Ich werde mich freiberuflich melden und hoffe, einen ordentlichen Anteil der Familienfinanzen ersingen zu können. Ich wünsche mir noch weitere Kinder.
Ich möchte weiterhin so niveauvoll arbeiten können wie während meiner Studienzeit und hoffe, dass ich viel Umgang mit Musik als Kunst und nicht als Kommerz haben werde.
9. Was hätten Sie sich für Ihre Schulzeit zusätzlich gewünscht?
… spätere Anfangszeiten, das frühe Aufstehen war immer das Schlimmste für mich.
10. Welche Tipps würden Sie uns für die Schulzeit mit auf den Weg geben?
Es kann sehr glücklich und selbstbewusst machen, wenn man weiß, was man will. Wer es nicht weiß, sollte alles daran setzen, es herauszufinden. Ganz viel ausprobieren, bis man ein Gebiet gefunden hat, was einen wirklich interessiert oder einem Spaß macht. Und dann richtig reinschmeißen und daran arbeiten, dass es gelingt.
„Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt“ (chinesisches Sprichwort)
Okt. 2010