Stolperstein putzen gegen das Vergessen

»Seit zehn Jahren erinnern vier Stolpersteine in Perleberg an die Progrome im Jahre 1938. In Gedenken an die Opfer dieser grausamen Taten, wurden traditionell symbolisch die Stolpersteine geputzt und den Schicksalen der Opfer gedacht.

Pfarrer V. Kwaschik webMit den Worten „Siehe wie schön es ist, wenn Brüder und Schwestern friedlich beisammen wohnen“, eröffnete Pfarrer Valentin Kwaschik die Gedenkveranstaltung am Samstagabend. Gedacht wurde Malwine Sternberg, Margarete Franke, Adolf Lewandowski und Markus Lang, sie alle stammten aus Perleberg und gehörten dem jüdischen Glauben an. Nach einer Kundgebung am 9. November 1938, in der der Ortsleiter der NSDAP dazu aufrief, Perleberg zu einer „judenfreien Stadt“ zu machen, wurden sie beschimpft, misshandelt und überfallen. Alleine Malwine Sternberg konnte nach England flüchten, Margarete Franke, Adolf Lewandowski und Markus Lang wurden deportiert und starben. Heute erinnern vier Stolpersteine in der Altstadt von Perleberg an die Opfer von damals. Die Stolpersteine stammen von Gunter Demnig, er ist Künstler und erinnert seit 1992 mit mehr als 70.000 Stolpersteinen an die Opfer aus Zeiten des Nationalsozialismus.

„Ich bin sehr dankbar, dass wir gemeinsam ein Zeichen setzen, damit das, was sich 1938 zugetragen hat und vor allem auch das, was sich in den Jahren danach zugetragen hat, nicht in Vergessenheit gerät“, erklärte Bürgermeisterin Annett Jura und übergab das Wort an zwei Schülerinnen unseres Gymnasiums. Diese erläuterten den Lebenslauf von Malwine Sternberg. Sie konnte damals nach England flüchten und ist dort verschollen. 

Stolperstein putzen webDer zweite Stolperstein der Veranstaltung war der von Margarete Franke. Sie lebte in der Parchimer Straße und wurde nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Nach einem Beitrag von zwei weiteren Gymnasiasten ging es weiter zum Stolperstein von Adolf Lewandowski. Er war ein Kleinwarenhändler und wohnte An der Mauer, auf Höhe der Karl-Marx-Straße. 

„Ich möchte zeigen, dass auch die Jugend heute noch an die Opfer denkt. Außerdem ist mir wichtig, dass so etwas nicht vergessen wird“, betonte Sarah Hennig aus der Klasse 10.3. Sie trug gemeinsam mit Klassenkameradin Annika Schatz den Lebenslauf von Adolf Lewandowski vor. Der letzte Stolperstein war der von Markus Lang. Er wohnte am Hohen Ende und wurde ebenfalls deportiert und ermordet. Sein Leben wurde durch Franziska Mäcker vorgetragen. 

Blumen und Stein webJeder der vier Steine wurde symbolisch geputzt und mit Rosen geschmückt. Mit Schweigeminuten wurde den jeweiligen Opfern gedacht. Organisator der Veranstaltung war die Stadt in Kooperation mit der Kirchengemeinde St. Jacobi Perleberg und unser Gymnasium sowie die „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“-Gruppe unseres Gymnasiums. „Lassen Sie uns weiter gemeinsam daran arbeiten, dass wir, hier in Perleberg, friedlich miteinander leben können, dass jeder seine Religion ausleben kann und das so etwas, was 1938 passiert ist, sich nie wiederholen kann“, betonte die Bürgermeisterin abschließend.


Fotos und Text: Philipp Falkenhagen

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