Workshop „100 Jahre Kommunismus – Geschichte und Folgen“

IMG_4614 (Copy)Bodenreform 1945, Kollektivierung 1960, Aktionen „Ungeziefer“ und „Kornblume“ sind Begrifflichkeiten und Jahreszahlen aus den Sachbüchern des Geschichtsunterrichts. Einen realen Bezug dazu haben die meisten Schüler der heutigen Zeit nicht mehr. Darum ist es ein wichtiger und besonderer Bestandteil, mit Zeugen der damaligen Zeit ins Gespräch zu kommen und vielleicht das ein oder andere zu erfahren, was nicht in den Geschichtsbüchern steht. Unter dem Titel „100 Jahre Kommunismus – Geschichte und Folgen“ bekamen unter anderem Schüler unseres Gymnasiums am Freitag im Stadt- und Regionalmuseum in Perleberg dazu die Gelegenheit.
Drei Zeitzeugen waren zu den unterschiedlichen Themenschwerpunkten eingeladen. Ernst-Otto Schönemann aus Berlin sprach über seine Erlebnisse bei der Zwangsaussiedlung aus seiner damaligen Heimat in Lenzen. Karl-Friedrich Sauer aus Uenze, ein weiterer Zeitzeuge, berichtete über seine Erfahrungen bei der Kollektivierung des familiären Hofes im Rahmen des sogenannten „Sozialistischen Frühlings auf dem Lande“. Und Manfred Graf von Schwerin erzählte von seiner Flucht als Kind aus der vorpommerschen Heimat, einer der prägendsten Adelsfamilien der deutschen Geschichte. Er berichtete über die Begleitumstände des Kriegsendes und die Umsetzung der Bodenreform mit ihren Verfolgungen und Enteignungen vor 70 Jahren.
Sicherlich sehr spannend und lehrreich war die Veranstaltung für die mit im Publikum sitzenden Schüler des elften und zwölften Jahrgangs des Gottfried-Arnold-Gymnasiums. „Das war mal was Neues“, betont Schüler Leonard Krassin. „Die Geschichte wurde lebhaft erzählt und nicht trocken aus irgendeinem Buch vorgelesen“, ergänzt Klassenkamerad Daniel Poehl. Beide gehen in den Geschichtskurs auf erhöhtem Anforderungsniveau. Gerade wird dieses Thema im Unterricht behandelt. Da bot es sich gut an, Fragen loszuwerden, wobei sich „wohl erst im Nachhinein konkrete Fragen im Kontext bilden“, so Daniel Poehl. Im Anschluss an die Vorträge der Zeitzeugen bekamen die Schüler die Möglichkeit, umfangreiche Fragen zu stellen, um alles noch besser zu verstehen. Auch andere interessierte Bürger waren zu der kostenlosen Veranstaltung eingeladen.
Das besondere Treffen mit den Zeitzeugen stand im Rahmen der Bildungsveranstaltungen im Sonderprogramm der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und wurde unterstützt von der Fördergemeinschaft Recht und Eigentum und dem Förderkreis Prignitzer Museen. Vor dem Hintergrund des Sonderprogramms der Bundesstiftung „Aufarbeitung zu den Folgen totalitärer Diktaturen im 20. Jahrhundert in Europa“ fanden im vergangen Jahr erste Zeitzeugenveranstaltungen in der Region im Prinz-von-Homburg-Gymnasium in Neustadt/Dosse und im Evangelischen Gymnasium in Neuruppin statt.

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Fotos und Text: Marcus J. Pfeiffer

 

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