Die Geschichte Europas hautnah an einigen ihrer entscheidenden Handlungsorte miterlebt, hat vor nun gut einem Monat eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die europäischer nur schwer sein können. So setzte sie sich sowohl aus Gymnasiasten der zehnten bis elften Klasse des Perleberger Gottfried-Arnold-Gymnasiums mit betreuender Lehrkraft Christian Waldmann als auch aus angehenden französischen Abiturienten der Partnerschule Lycée Bourdelle in Montauban bei Toulouse zusammen. Die Reise führte sie in ein Kloster in der Stadt Metz in Lothringen, nahe der deutsch-französischen Grenze.
Von dort aus wurden täglich Exkursionen unternommen, die die Schüler an spannende und interessante Schauplätze führte, die allesamt das große Rahmenthema beleuchteten: Die Europäische Union im Zusammenhang der deutsch-französischen Beziehungen.
Unter anderem wurde die Bunkeranlage Hackenberg der Maginot-Linie besichtigt, ein gewaltiges Monument eines Krieges, der so nie wieder kehren sollte. Dem verschrieben hat sich Robert Schuman, der „erste echte Europäer“, sesshaft in Scy-Chazelles, ebenfalls Exkursionsziel. Auch Luxemburg, Sitz zahlreicher europäischer Institutionen, wurde angesteuert, explizit das beschauliche Städtchen Schengen im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg sowie die Hauptstadt Luxemburg (Stadt), wo neben freier Stadtbesichtigung auch eine Führung durch den Europäischen Gerichtshof auf dem Programm stand. Der letzte Tag führte die deutschen Gymnasiasten wieder auf vertrauten Boden, Saarbrücken war das Ziel auf Wunsch der französischen Partnerschüler.
Neben diesem Hauptprogramm standen auch andere Aktivitäten, beispielsweise freiwilliges, morgendliches Joggen auf dem Plan. Herausragend dabei war das Schlittschuhlaufen, was von den meisten Teilnehmern als der Zeitpunkt beschrieben wurde, an dem ironischerweise das Eis zwischen beiden Nationalitäten gebrochen wurde. Doch auch die Abende, die nach dem dreigängigen Abendessen häufig mit Partys verbracht wurden, schweißten die Gemeinschaft enger zusammen, wenn sie sich stellenweise auch nur mit Händen und Füßen verständlich machen konnte.
Wie eng konnte man am letzten Abend erahnen, der Abschied am nächsten Morgen brachte Gewissheit. Kaum ein Auge blieb komplett trocken, zahllose Umarmungen und „french kisses“ wurden ausgetauscht, und übrig blieb der Entschluss, dass man sich wieder sieht. Privat machten die Schülerinnen und Schüler bereits Pläne, sich während des Sommers gegenseitig zu besuchen, regelmäßiger digitaler Kontakt ist die Regel. So erfüllte diese einwöchige Reise neben ihren vordergründigen Zielen die Geschichte Revue passieren zu lassen, Sprachkenntnisse zu vertiefen sowie die Europäische Union als Institution greifbarer zu machen, ebenfalls auch einen sozialen Anspruch, die deutsch-französische Freundschaft in einer Woche.
Text: Paul Franke
Foto: Schule