Geschichte hautnah: Eine Zeitzeugin berichtet

Gestern Vormittag bekamen Schüler der Geschichtskurse auf erhöhtem Anforderungsniveau im zwölften Jahrgang unserer Schule Einblicke in die Ereignisse in den Umbruchsjahren 1989/90. Die Deutsche Gesellschaft e.V. bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit mit Zeitzeugen, die sich in Ost und West für die Öffnung der Mauer und die Deutsche Einheit eingesetzt haben, ins Gespräch zu kommen. Mit Unterstützung des Bundesministeriums des Inneren wurde im Herbst 2015 zum 25. Jubiläum der Deutschen Einheit eine 20-teilige Zeitzeugenreihe unter dem Titel „Deutsch-deutsche Wegbereiter der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit“ ins Leben gerufen. Zudem werden aktuelle Entwicklungen und künftige Herausforderungen im wiedervereinigten Deutschland verdeutlicht.
Nach einer interaktiven Einführung in die Thematik durch Madeleine Petschke, einer Referentin in Politik und Geschichte von der Deutschen Gesellschaft e.V., begrüßten die Schülerinnen und Schüler des zwölften Jahrgangs unserer Schule Vera Lengsfeld als Zeitzeugin. In den 1970er Jahren hatte Lengsfeld ihr erstes Parteiverfahren, ebenfalls war sie zu dieser Zeit sehr aktiv in der Opposition gegen das SED-Regime tätig. Die heutige freischaffende Autorin ist Mitbegründerin des Pankower Friedenskreises, eines der ersten halblegalen Oppositionskreise der DDR. Nach einem zweiten Parteiverfahren wurde Lengsfeld aus der SED ausgeschlossen und bekam ein Berufsverbot sowie Reiseverbot. 1988 ist sie wegen einer versuchten Teilnahme an der offiziellen Liebknecht- und Luxemburgdemonstration verhaftet worden mit einer anschließenden Abschiebung in den Westen. Seitdem hielt sie sich in England auf. Am Morgen des 9. November kehrte sie in die DDR zurück und erlebte am Abend den Mauerfall an der Bornholmer Straße. Nach der Wende arbeitete Vera Lengsfeld als Politikerin, unter anderem auch im Deutschen Bundestag. Vor sieben Jahren wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Durch den Vortrag von Vera Lengsfeld erhielten die Schüler unseres Gymnasiums einen Einblick in die Oppositionsbewegung in der DDR: „Ich fand den Vortrag sehr interessant. Vieles habe ich zuvor so noch nicht gewusst“, berichtet Theresia Winter, Schülerin des zwölften Jahrgangs.
Die Zeitzeugin möchte mit ihren Präsentationen die Jugend über diese Zeit aufklären und zeigen, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben: „Jeder sollte sich für seine Ziele einsetzten. Es ist wichtig, seinen eigenen Weg durchs Leben zu gehen“.

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Madeleine Petschke (links), Referentin in Poltik und Geschichte von der Deutschen Gesellschaft e.V. und die Zeitzeugin Vera Lengsfeld (rechts) erhielten ein kleines Präsent von der Schule als Dankeschön für ihre sehr informative Präsentation.

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Foto und Text: Marcus J. Pfeiffer

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